es ist ein grauer, nasskalter dezembertag, durch den nebel leichter nieselregen, also genau das richtige wetter um einen "gatschhupfer" zu testen. aber ist die yamaha tenere 700 auch wirklich für den gatsch gebaut so wie sie bereits überall angepriesen wird?
vorweg mal einige optische eindrücke und zur ausstattung. wenn man die tenere 700 besteigt sticht einen zuerst das lcd-display ins auge und erinnert uns an einen gameboy aus vergangenen zeiten. was kann man ablesen, was gibt es einzustellen? natürlich geschwindigkeit, drehzahl und treibstoffvorrat, aber auch der momentanverbrauch und der durchschnittsverbrauch. rechts oben dann noch eine ganganzeige, recht praktisch. dann gibt es noch einen knopf zum abschalten des abs. und fertig. viel mehr an elektronik ist nicht an bord. man muss sich also vorweg nicht stunden-, manchmal sogar tagelang in die bedienung einlesen, um der diversen schaltmodi und elektronischen helferleins herr zu werden. auf diesen motorrad regiert der fahrer und nicht die elektronik.
das kleine windschild sieht nach nicht wirklichen schutz aus. aber auch bei dem schlechten wetter das an diesen tag herrschte, genügt es vollkommen um den wind abzuhalten und auch den gröbsten regen. wenn man allerdings zusatzgeräte bezüglich navigation anbringen will, dann ist platz hinter dem windschild vielleicht ein wenig begrenzt und man sollte sich schon recht gut überlegen was man alles dabei haben will.
den alu-seitenständer aufgeklappt und start. der sound ist überraschend ansprechend, schön satt und dumpf. bringt man den reihenzweizylinder (bereits bekannt aus der mt07) in gang, gilt es zunächst mal hochschalten bis in den vierten gang, dann zuckelt man gemütlich durch den stadtverkehr. auch das anfahren mit dem vierten gang ist kein problem. ist auch recht praktisch, den sollte man vor einer ampel vergessen haben herunter zu schalten, so kann man mit der vierten problemlos wieder wegfahren. das herunterschalten im stand ist ein wenig mit vorsicht zu geniessen, hier hakelt es ganz schön. die überschaubare power von 73 ps lässt sich auch ohne diverese elektronische hilfsmittel problemlos im zaum halten. die hydraulische doppelkolben-scheibenbremse vorne mit 282 mm durchmesser und die einkolben-bremse mit 245 mm hinten verzögern die mit knapp über 200 kg schwere maschine ohne probleme und ist einwandfrei dosierbar. das ruckelverhalten im stadtverkehr ist dann doch überraschend mehr als angenommen und erinnert manchmal an das verhalten eines v2-aggregats.
das fahrwerk bietet auf geteerten untergrund solide stabilität und die 43 mm upside-down-gabel mit 210 mm federweg vorne, spricht ganz fein an und ist natürlich voll einstellbar. das federbein hinten hat einen federweg von 200 mm und ist in zug- und druckstufe einzustellen, die vorspannung über ein handrad. die sitzposition ist mit 875 mm recht hoch und hier wird wohl ein ausscheiden für kurzbeinige fahrer stattfinden. beim sitzkomfort muss man abstriche machen, die polsterung könnte etwas weicher ausfallen um auch bei längeren ausfahrten nicht zu sehr leiden zu müssen.
das handling der tenere 700 ist aber als traumhaft zu bezeichnen und sie folgt spielerisch jeder lenkbewegung. da ist nicht nur der fahrspass bei der kurvenräuberei auf der landstrasse vorprogrammiert, sondern auch im gelände kommt ihr das zugute. die dimension der räder ist mit 21 zoll vorne und 18 zoll hinten natürlich auf die endurolastigkeit ausgelegt. als serienbereifung gibt es die pirelli scorpion rally, für den gewöhnlichen alltag vollkommen ausreichend. will man allerdings etwas abenteuerlichere reisen in angriff nehmen, wird wohl ein grobstolliger reifen angeraten sein, wie etwa der bridgestone battlax adventurecross.
wenn es dann mal ins gelände geht, ist der stand in den rastren äusserst angenehm. der erhöhte lenker ist gut greifbar und die erreichbarkeit der bedienungselemente und pedale sehr gut. abseits von asphaltierten strassen spielt sie dann ihre wahre stärke aus. die kupplung- und bremshebel sind leicht mit zwei finger zu bedienen und die kurzen schaltwege erleichtern die manöver ungemein. etwas auffällig und meiner meinung nach nicht so genial gelöst, ist das lange schaltgestänge das komplett frei liegt und sehr anfällig für hoppalas ist. den bei einem umfaller ist dieses gestänge rasch verbogen. allerdings muss hier positiv gesagt werden, dass reparaturen auf reisen wieder vom fahrer erledigt werden können, ohne das man einen eigenen rechner mitführt mit dem die fehler ausgelesen werden können. auch wenn es vielleicht nicht mehr zeitgemäss erscheint, ein motorrad auf die notwendigste elektronik zu reduzieren, für so manchen wird genau dieser punkt eine entscheidungshilfe sein.
yamaha ist mit der tenere 700 wirklich ein kassenschlager gelungen. die vorgabe die konzentration auf fahrdynamik, einfache bedienbarkeit und kontrolle durch den fahrer zu legen, ist vollends gelungen. dazu noch die niedrigen anschaffungskosten und wartungskosten und der käufer ist vollends beglückt. ein wirklich würdiger neuzugang in der xt-familie von yamaha!
einige bilder vom test der tenere 700 findet ihr hier.
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