aprilia ist der letzte der renomierten hersteller die eine grosse reiseenduro in ihr programm aufnehmen. aber die hat es in sich, vor allem elektronisch gesehen, ist die caponord die mit der umfassendsten elektronik aller derzeit angebotenen reiseenduros.
bereits in den neunziger jahren hatte aprilia eine caponord im programm. auch damals war die für die strasse ausgelegte caponord ihrer zeit um längen voraus. in den letzten jahren hat die nachfrage nach strassenenduros die ihr hauptaugenmerk auf reisetauglickeit legen, immer mehr zugenommen und heute ist es eines der beliebtesten motorradformate überhaupt. die neue caponord kommt mit einem 90-grad-v2-motor mit 1200cc hubraum, vierventiltechnik (bereits bekannt aus der dorsoduro sm) und nimmt ihre 115 nm aus einer leistung von 125 ps/92kw.
bei der elektronik steht an vordester stelle das elektronische ride-by-wire mit drei fahrprogrammen. mit den stufen "sport", "touring" und "rain" wird die leistungsentfaltung des v2-triebwerks geregelt. der sportmodus hat eine brachiale leistungsentfaltung, die gasannahme ist äusserst heftig und man spürt lastwechsel. für den normalbetrieb ist der touringmodus völlig ausreichend, die leistungsentfaltung ist noch so brachial wie im sportmodus, und man kommt geschmeidig in die gänge. beim regenmodus wird die leistung drastisch reduziert, bis auf 100 ps, und das garantiert ein sanftes dahingleiten, mit keinerlei anstalten zu einer unkrontollierten übertragung an das hinterrad. die befehle, die vom gasgriff ausgehen, werden weich weitergegeben. ab ca. 6000 umdrehungen treten leichte vibrationen auf, unter 3000 umdrehungen gibt es ein schütteln und man bekommt die befehle vom gasgriff nicht schön an das hinterrad geliefert, es gibt starke ruckeltendenzen. aber über 3000 umdrehungen geht es druckvoll nach vorne, ohne wenn und aber und doch jederzeit beherrschbar.
zur elektronik mit den fahrmodi kommt dann noch die traktionskontrolle, ebenfalls in drei stufen. die traction control atc wird vom linken lenker aus angesteuert. am meisten eingriff von der elektronik, gibt es in stufe drei. das ist die stufe für das fahren auf nässe und der eingriff der elektronik wird dem fahrer ins cockpit geliefert, wo eine lampe zu flackern beginnt.
das fahrwerk bei der neuen caponord haben die ingenieure bei aprilia komplett neu entwickelt: gitterrohrrahmen mit gussprofilen, einarmschwinge mit schräg stehendem federbein, neue gabel und aktives fahrwerk. das dynamic damping add ist bereits serienmässig bei der neuen caponord dabei und funktioniert mittels eines rechners, der seine informationen von einen drucksensor in der gabel und einen winkelmesser an der schwinge bekommt, daraus errechnet er den jeweils aktuellen fahrzustand. dann werden noch informationen von der motorsteuerung und den bremsen einbezogen und aus all diesen werten errechnet sich die dämpfung von gabel und federbein. das alles geschieht in millisekundenbruchteilen, sodass eine feinjustierung des systems vor allen auf schlechten untergrund für den besten fahrkomfort sorgt. noch einen vorteil gibt es von dem system zu melden, bei schnellerer gangart sorgt genauso das add für eine gute spurstabilität.
der nachteil von all dieser elektronik liegt auf der hand, das gesamtpaket caponord wiegt ohne treibstoff 247 kilogramm. das macht die ganze fuhre ziemlich träge und man muss schon mit nachdruck einlenken um die caponord um die kurve zu bekommen. bei schnell aufeinander folgenden kurven kann das schon mal recht stressig werden und der fahrer hat mit der umlegerei ganz schön zu tun. auch die ständig ändernde dämpfung ist dabei gewöhnungsbedürftig.
die vierkolben-festsattel-bremszangen werden von einem abschaltbaren abs bedient. leider hat die anlage einen makel, man kann sie nicht so ganz genau dosieren. das aktive fahrwerk ist bei den bremsmanövern aber hilfreich, es hält die ganze fuhre stabil. an härtere bremsmanöver muss der fahrer sich erst mal herantasten, da im heck sehr leicht eine gewisse unruhe vorhanden sein kann, auch das ist gewöhnungsbedürftig und sollte den fahrer bei den ersten bremsmanövern nicht erschrecken.
langstreckenreisende werden mit der neuen caponord ihre freude haben, der knieschluss und die aufrechte sitzposition sind optimal und der fahrer ermüded nicht so schnell. die sitzhöhe mit 840 mm ist für mittelgrosse fahrer optimal, gross gewachsene werden sich dabei etwas schwerer tun, da wird man wohl zu einer etwas höheren sitzbank greifen müssen. die windschutzscheibe ist ganz einfach per hand verstellbar, sie schützt optimal vor wind und wetter. auch sonst hat man bei der travel-pack-version einiges serienmässig an bord. die koffer sind in der fahrzeugfarbe lackiert und auch ein tempomat ist mit an bord.
zwischen der standardversion und der travel-pack variante gibt es einen preisunterschied von mehr als 2.400 euro. zusätzlich gibt es noch eine app-opiton, dabei kann per bluetooth mit einem smartphone kommunizieren und erhält verschiedene anzeigen von seiner caponord: schräglagenwinkel, reifenschlupf, kraftstoffverbrauch, navi-funktion, etc.
technische daten:
- flüssigkeitsgekühlter 90-grad-viertakt-v2-motor
- vier ventile je zylinder
- hubraum 1197cc
- bohrung x hub 106,0 x 67,8 mm
- leistung 92 kw/125 ps bei 8250 u/min
- max. drehmoment 115 nm bei 6800 u/min
- elektronische kraftstoffeinspritzung
- geregelter katalysator
- sechsganggetriebe
- rahmen aus stahl-gitterrohr und alu-gussprofilen
- upside-down-telegabel
- aluminium-zweiarmschwinge mit seitlich montiertem federbein
- reifen vorn 120/70 r17, hinten 180/55 r17
- zwei scheibenbremsen vorn, eine scheibe hinten, abs
- sitzhöhe 840 mm
- tankinhalt 24,0 liter
- leergewicht 247 kg (233 kg standardversion)
- preis: € 16.990,- (travel-pack), € 14.690,- (standard)
hier gibt es noch ein video über die testergebnisse der neuen caponord von den renommiertesten motorjournalisten, zusammengestellt von aprilia.
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