vergangenen sonntag verabschiedete sich troy corser als aktiver fahrer von der superbike bühne. beinahe 20 jahre war in der fim superbike weltmeisterschaft mehr als erfolgreich unterwegs. zuletzt war er als werksfahrer für bmw motorrad im einsatz und half bmw beim einstieg und aufbau der superbike motorräder. zu einen grossen teil ist es seiner erfahrung zu verdanken, dass bmw so schnell den anschluss an die weltspitze in der superbike schaffte.
bmw überraschte troy zum abschied mit einer speziellen lackierung seiner rr. sie wurde im grünen "crocodile-troy-look" gestaltet. auch gab es eine spezielle abschiedsparty für ihren erfolgreichen fahrer. in den beiden letzten rennen in portimao zeigte er bis zum schluss vollen einsatz. für die bmw-werksmannschaft waren es schwierige rennen in portimao, troy erreichte zum abschluss die plätze 14 und 16.
troy zu den abschiedsrennen: "natürlich bin ich über meine letzten ergebnisse enttäuscht. so wollte ich meine karriere nicht beenden. es gab das ganze wochenende über schwierigkeiten. auch wenn es mit den einstellungsänderungen besser wurde, der grip fehlte leider das ganze wochenende über. ich hab wie immer gekämpft und mein bestes gegeben. schade nur, weil wir haben das jahr über gute fortschritte gemacht und so hoffte ich, hier gute ergebnisse einfahren zu können. aber nicht nur mir fehlte der grip, viele fahrer klagten und sind gerutscht. ich bin froh, dass bike unfallfrei in die garage gebracht zu haben. schlussendlich muss ich sagen, dass ich jede minute mit bmw genossen habe. natürlich gab es zeiten wo nicht alles so glatt lief und der frust vorherrschte, aber auch sehr viele grossartige augenblicke durfte ich geniessen."
bmw direktor bernahrd gobmeier: "der letzte start von troy in der superbike weltmeisterschaft war ein historischer tag für uns. wir wünschten uns ein besseres ergebnis für ihn."
der zweifache weltmeister gab kurz vor seinem 40. geburtstag ein interview über seine zeit bei bmw motorradsport und seinen aussergewöhnlichen beitrag zur weiterentwicklung der
werks-rr:
troy, wie würdest du deine dritte saison auf der rr zusammen fassen?
"das ist eine sehr schwierige frage. rein nach den ergebnissen beurteilt, war es wohl eine enttäuschende saison. wir waren zu beginn des jahres alle sehr zuversichtlich und haben bereits vor der
saison viel getestet, um sicherzustellen, dass wir optimal vorbereitet sind. um ehrlich zu sein, ist die saison auch gut gestartet, aber danach hatten wir einige schwierigkeiten. wir haben an
verschiedenen elementen des motorrads gearbeitet und diese bis zum heutigen punkt weiter entwickelt. damit bin ich heute sehr zufrieden, aber es hat viel zeit in anspruch genommen und wir hatten
damit zu kämpfen, ein set-up zu finden, dass sowohl für die jeweilige strecke passte als auch über das gesamte wochenende konstant war. nur selten hatten wir ein komplett erfolgreiches
wochenende, bei dem wir am freitag stark begannen und die leistungsfähigkeit bis zum sonntag halten konnten. ich spreche dabei nicht von grossen schwierigkeiten, sondern eher von kleinigkeiten,
die es uns nicht erlaubten, unser volles potenzial auszuschöpfen. berücksichtigt man dann noch die leistungsdichte der serie kann man es sich einfach nicht erlauben, auch nur eine einzige sekunde
an streckenzeit zu vergeuden. es bleibt einfach keine zeit, um neue dinge auszuprobieren oder falsche entscheidungen zu treffen. mit einem neuen motorrad ist es wirklich schwer, alles perfekt
aufeinander abzustimmen. aber ich habe diese herausforderung sehr genossen, weil sie viel fahrerisches können voraussetzt."
hat sich das projekt so viel und so gut weiter entwickelt, wie du es dir zu beginn des jahres und nach einer recht starken saison 2010 erhofft hattest?
"in einigen bereichen haben wir auf jeden fall einige einschneidend positive fortschritte erzielt. meiner meinung nach zählt dazu vor allem das chassis. ich bin wirklich zufrieden mit dem punkt,
an dem wir uns heute befinden in bezug auf gefühl und stabilität auf dem motorrad. an anderen bereichen arbeiten wir weiterhin und haben uns bereits verbessert. aber es gibt noch dinge, die wir
detailliert betrachten und aussortieren müssen, um dieses motorrad zum meisterschaftskandidaten zu machen. wir alle wissen, dass die anderen grossen hersteller bereits seit jahren in diesem
fahrerlager sind. von daher war von vorne herein klar, dass es eine herausforderung werden würde, die rr an die spitze zu bringen. aber ich glaube fest daran, dass wir eine gute basis für ein
aussergewöhnliches motorrad haben. die grosse aufgabe ist, das motorrad optimal auf die reifen abzustimmen. hat man ein motorrad mit zu aggressivem motor oder eine elektronik, die die
kraftentfaltung nicht ausreichend steuern kann, wird man immer mit dem grip zu kämpfen haben. aus sicht des teams denke ich, dass wir einen riesigen schritt nach vorne gemacht haben. jeder
arbeitet auf das gleiche ziel hin. jeder weiss, was er am freitag, samstag oder sonntag zu tun hat und das arbeitsumfeld ist sehr professionell. ich geniesse das sehr. sobald schwierigkeiten
auftraten, haben wir uns konzentriert zusammen gesetzt, um sie auszusortieren, aber in diesem fahrerlager hat man einfach zu wenig zeit. das ist gnadenlos."
das hauptziel von bmw und den fahrern ist natürlich, die rr zu einem echten titelkandidaten zu machen. das nächste jahr wird diesbezüglich ein entscheidendes werden. welche schritte müssen
deiner ansicht nach über die winterpause unternommen werden?
"für mich gibt es eigentlich nur einige kleinere bereiche, die man nicht komplett überarbeiten muss, aber optimieren kann, um das motorrad an die spitze zu bringen. die ducati hat die
meisterschaft in diesem jahr gewonnen, weil sie gleichmässig ihre kraft entfaltet und gut mit den pirelli reifen harmoniert. sie ist auf keinen fall das schnellste motorrad in bezug auf den
top-speed, hält die geschwindigkeit aber konstant über das rennen. ich glaube wir müssen an der kraftentfaltung und laufruhe des motors arbeiten, um die reifen in den griff zu bekommen. ein
anderer bereich ist für mich die elektronik: wir brauchen eine strategie, die die üblichen änderungen, die während eines rennens geschehen, bewerkstelligen kann. es ist natürlich immer gut, wenn
man in der lage ist, eine, fünf oder 10 schnelle runden zu fahren, aber das allein gewinnt noch keine rennen. wir brauchen eine strategie, die es uns erlaubt 20 und mehr runden zu
wettbewerbsfähigen zeiten auf den asphalt zu legen. egal unter welchen bedingungen."
wie bist du in dieser saison mit leon und dem bmw motorrad italia team klar gekommen? haben sie das projekt weiter nach vorne gebracht?
"dass leon zum team hinzu kam, hat sowohl mir als auch dem gesamten team geholfen. im vergangenen jahr hat mein feedback nicht immer mit dem von ruben xaus überein gestimmt. in dieser saison
geben sowohl leon als auch ich meist die gleiche rückmeldung. das hilft wirklich sehr dabei, die informationen zu konsolidieren und dem team eine gute ausgangsbasis zu geben, um dahin zu kommen,
wo wir hin wollen. was das bmw motorrad italia team angeht, gibt es sicherlich einige dinge, die von team zu team transferiert werden können. generell haben jedoch beide teams teilweise
unterschiedliche strategien und entwicklungsprozesse. dennoch hilft es nach dem rennen zu sehen, wo die italia fahrer im vergleich zu uns stehen. vier motorräder in der startaufstellung zu haben,
heisst ausserdem, dass wir mehrere ideen zur gleichen zeit austesten können und das sollte letztlich das gesamtpaket der rr weiter bringen. ausserdem entsteht ein gesunder konkurrenzkampf, da
jeder der beste bmw fahrer auf der strecke sein will und das ist immer eine gute sache."
nachdem im nächsten jahr marco melandri für das team starten wird – was sind deine pläne für 2012?
"in den letzten tagen und monaten habe ich viel zeit damit verbracht, mir über meine zukunft gedanken zu machen und ich bin mir heute ziemlich sicher, dass ich im nächsten jahr nicht mehr als
rennfahrer in diesem fahrerlager anzutreffen sein werde. aber natürlich wäre ich gern weiterhin in irgendeiner form in den rennsport involviert. wenn ich beim team bleiben kann und eine rolle in
der entwicklung übernehmen kann, würde mich das sehr freuen. in einigen wochen werden wir uns zusammen setzen und sehen, was möglich ist. ich will weiterhin im rennsport bleiben, aber ich merke,
dass ich einfach nicht für immer rennen fahren kann. gemeinsam mit bmw werden wir sehen, wie eine neue rolle aussehen kann, in der ich sowohl im entwicklungsprozess der serienmotorräder als auch
als markenbotschafter bei gelegenheiten wie presse- oder marketingveranstaltungen für die marke bmw involviert sein kann."
quelle: bmw motorrad international
troy corser gorden wurde am 27. november 1971 in wollongong, new south wales, australien, geboren. derzeit lebt er mit seiner frau sam und seinen zwei kindern in monaco. in seiner rennsportkarriere gewann er zweimal die superbike weltmeisterschaft, 1996 und 2005.
er startete seine motorsportkarriere im alter von zehn jahren, im jahre 1981, mit dem endurosport. es dauerte nicht lange und er gehörte zu den besten seines fachs. ende der 80er jahre gewann er in diversen hubraumklassen regionale meisterschaften. im jahre 1989 stieg er dann schliesslich auf strassenmaschinen um. vor seiner superbike karriere gewann er die australische meisterschaft und die ama superbike meisterschaft. danach glänzte er bei einer handvoll wildcard einsätzen in der superbike weltmeisterschaft. im jahre 1995 stieg erstmals für eine volle saison in der superbike weltmeisterschaft ein. nachdem er im jahre 1994 mit seinen wildcard einsätzen den 11. gesamtrang erreichen konnte, fuhr er ab dem jahre 1995 mit der nummer 11, der er bis heute treu geblieben ist. im jahre 1996 folgte dann der erste weltmeistertitel. er ist der bis dato jüngste weltmeister in der superbike weltmeisterschaft. im jahr 2005 dann sein zweiter weltmeistertitel der ihn bis dato als den ältesten champion auszeichnet. zwei vize-wm-titel, 33 siege und insgesamt 128 podiumsplätze bei mehr als 320 starts sprechen für eine erfolgreiche karriere. 1997 startete er einen ausflug in die 500-ccm-grand-prix-serie, den er aber schnell bereute und wieder zu den viertaktern zurückkehrte. er ging für sechs verschiedene hersteller an den start ging und avancierte aufgrund seiner grossen erfahrung zu einem der gefragtesten entwicklungsfahrer. 2008 unterschrieb einen vertrag bei bmw motorradsport dem er bis heute treu blieb.
- 1990 - australian production championship, 250 ccm, meister
- 1991 - australian road race championship, 250 ccm, peter jackson yamaha, 6. platz
- 1992 - australian superbike, peter jackson yamaha racing, 4. platz
- 1992 - superbike wm, peter jackson yamaha racing, 4 rennen, 33. platz, 14 punkte
- 1993 - australian superbike, winfield honda, meister
- 1994 - superbike wm, fast by ferracci, ducati corse virginio ferrari, 8 rennen, 11. platz, 90 punkte
- 1994 - ama superbike championship, fast by ferracci ducati, meister, 273 punkte
- 1995 - superbike wm, promotor racing power horse, 2. platz, 339 punkte
- 1996 - supberbike wm, promotor power horse, weltmeister, 369 punkte
- 1997 - motorrad wm 500 ccm, yamaha promotor racing, red bull yamaha wcm, 7 rennen, 23. platz, 11 punkte
- 1998 - superbike wm, ducati racing advf, 3. platz, 328 punkte
- 1999 - superbike wm, ducati performance, 3. platz, 361 punkte
- 2000 - superbike wm, aprilia axo, 3. platz, 310 punkte
- 2001 - superbike wm, virgilio aprilia axo, 4. platz, 284 punkte
- 2002 - superbike wm, foggy petronas racing, testfahrer
- 2003 - superbike wm, foggy petronas racing, 12. platz, 107 punkte
- 2004 - superbike wm, foggy petronas racing, 9. platz, 146 punkte
- 2005 - superbike wm, alstare suzuki corona extra, weltmeister, 433 punkte
- 2006 - superbike wm, alstare suzuki corona extra, 4. platz, 254 punkte
- 2007 - superbike wm, yamaha motor italia, 5. platz, 286 punkte
- 2008 - superbike wm, yamaha motor italia, 2. platz, 342 punkte
- 2009 - superbike wm, bmw motorrad motorsport, 13. platz, 96 punkte
- 2010 - superbike wm, bmw motorrad motorsport, 11. platz, 165 punkte
- 2011 - superbike wm, bmw motorrad motorsport, 15. platz, 87 punkte
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